Rückblick auf den 43. SKO LeaderCircle: Die neuen Regeln der Macht (FOTO)

Rückblick auf den 43. SKO LeaderCircle: Die neuen Regeln der Macht (FOTO)Zürich (ots) –

Am 43. SKO-LeaderCircle wurde das Thema Macht aus verschiedenen
Blickwinkeln untersucht: Wie hat sich der Umgang mit Macht verändert?
Wie wird heute Macht gestaltet. zum Beispiel in hierarchischen
Organisationen? Wie erlangt man Macht und Einfluss? Wie verliert man
sie? Wo fängt Macht an missbräuchlich zu werden? Korrumpiert Macht
automatisch? Welche Bedeutung haben Macht und Charisma in der
Arbeitswelt von morgen? Und welche Macht brauchen Führungskräfte in
einer digitalen Wissenswelt, damit sie sich, ihre Mitarbeitenden und
das Unternehmen erfolgreich weiterentwickeln können?

Handelszeitung-Networking-Artikel «Die neuen Regeln der Macht»
(PDF) vom 27. Juni 2019 (http://www.sko.ch/media/download/7442)

Rückblick auf Flickr
(https://www.flickr.com/photos/sko-asc-asq/albums/72157709260273467)

Führungsratgeber «Die neuen Regeln der Macht» in Zusammenarbeit
mit Kalaidos Fachhochschule Schweiz
(http://www.sko.ch/media/download/7443)

Macht hat schon immer fasziniert. Die Römer unterschieden zwischen
der durch ein Amt gegebenen Macht «potestas», und der Macht durch
Einfluss, Würde und Ansehen, genannt «auctoritas». Macht ist
grundsätzlich weder gut noch böse, sie ist Mittel zur Durchsetzung
von Interessen. Dies kann positiv sein, indem man verantwortungsvoll
zugunsten von Menschen, Organisationen oder der Gesellschaft Einfluss
nimmt, oder negativ in Form des Machtmissbrauchs. Die Zeiten
Machiavellis, in denen zur Erlangung von Macht jedes Mittel genutzt
werden darf, sind zum Glück vorbei. Aber Führung ohne Macht ist nicht
möglich. Die hierarchische Macht nimmt zwar ab, aber es gibt noch
andere Machtformen wie Belohnungsmacht, Macht durch
Informationsvorsprung oder digitale Meinungsmacht.

SKO-Geschäftsleiter Jürg Eggenberger begrüsste mit einem
Videostatement von Prof. Dr. Peter Kruse aus dem Jahr 2013. Er
vertritt die These, Führung sei angegriffen «Sie erlebt – um mit den
Worten vom Imperator in Star Wars zu reden – eine starke
Erschütterung der Macht». Er sah 3 Herausforderungen: 1. die
Komplexitätsfalle, 2. die Machtverschiebung und 3. die
Identitätsfrage. Mehr dazu im Interview
(http://www.youtube.com/watch?v=01Lb78hJcME)

In seinem Impulsreferat zeigte Hermann Arnold, Haufe-Umantis, zu
Beginn anhand seiner Person auf, wie vielfältig sich Macht in den
verschiedensten Rollenkonstellationen manifestiert. Er schilderte,
wie er nach Abgabe seiner Funktion als CEO auch litt: Als Ex-Chef
musste er seine neue Rolle im Kollegenkreis finden. Und die Energie
in Gesprächen fokussierte sich nicht mehr auf ihn, sondern auf seinen
Nachfolger. Er musste auch aufpassen, nicht alles besser wissen zu
wollen. Anhand von Beispielen aus der Politik zeigte er auf, dass
temporäre Führung durchaus ihr Gutes hat, vor allem auch wenn es
darum geht, Macht zu teilen und bescheiden zu bleiben. Er plädierte
dafür, dass Führungsarbeit als Rolle zu sehen ist. Dann wird ein
Rücktritt von einer Führungsposition zu einem normalen Vorgang, ohne
dass man sein Gesicht verliert. In der Welt von morgen müssen alle
lernen zu führen. Und dazu braucht es gute, bescheidene und fördernde
Leader.

Nach dem Impulsreferat diskutierte Stefan Barmettler, Chefredaktor
der Handelszeitung, mit den Podiumsgästen Hermann Arnold,
Haufe-umantis, Marlis Jacot-Guillarmod, Schweizer Armee, Carolina
Müller-Möhl, Müller-Möhl Foundation und Nicola Forster, foraus Forum
für Aussenpolitik und GLP Zürich Co-Präsident.

Marlis Jacot-Guillarmod hat Militärwissenschaften studiert und
wollte danach ein eigenes Unternehmen in der Heizungsbranche gründen.
Stattdessen hat sie den Militärdienst besucht und konnte danach bei
der Armee die Karriereleiter erklimmen. Gemäss ihr ist die Auslebung
der Macht eine Persönlichkeitsfrage. So wie zum Beispiel ihr eigener
Vater seine KMU patriarchalisch geführt hat. Im Militär wechselt das
Rollenspiel laufend, weil man einmal Mitarbeitende ist und einmal
Chef. Wichtig dabei ist, sich selbst zu bleiben.

Macht kann positiv und leider auch negativ genutzt werden. Als
Führungsperson hat man die Verantwortung, darauf zu achten, dass dies
nicht geschieht, zum Beispiel durch Einbezug der Mitarbeitenden und
dem Fördern von deren Eigenständigkeit.

Die Herausforderung für Vorgesetzte beim Bund wie in der Armee ist
es, mit allen zusammenarbeiten zu können, obwohl das natürlich nicht
immer gleich gut geling. Denn Kündigungen sind in diesen
Institutionen nicht so einfach möglich, daher werden Personen eher in
andere Funktionen ungeteilt, wenn es nicht harmonisiert.

Mitarbeitende werden auch in der Armee dadurch motiviert, indem
man ihnen den Sinn einer Aufgabe erklärt, ohne Macht auszuspielen.
Oft sind Mitarbeitende froh, wenn jemand voraus geht und für sie
entscheidet. Der Frauenanteil in der Armee beträgt nur 1%, vor allem,
weil jungen Frauen noch zu wenig bekannt ist, dass sie in der Armee
sehr willkommen sind und sie verschiedene Möglichkeiten haben,
Militärdienst zu leisten.

Unternehmerin, Investorin und Philanthropin Carolina Müller-Möhl
engagiert sich für die Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Die
Lösung liegt sowohl bei den Unternehmen, der Politik, der
Gesellschaft, bei den Frauen und aber auch beim System. Mögliche
Lösungen wären bezahlbare Kinderkrippen, Ganztagesschulen in der
ganzen Schweiz und die Einführung der Individualbesteuerung. Denn es
scheint ihr nicht sinnvoll, Ärztinnen und andere hochqualifizierte
Frauen für viel Geld auszubilden (man schätzt 1 Million Franken pro
Studienplatz) und diese rund 60’000 Personen dann nicht in den
Arbeitsmarkt zu integrieren.

Wenn sie in die Politik einsteigen möchte, dann gleich als
Bundesrätin. Denn Macht bedeutet, dass man Wirkung hat und man mit
Wirkung etwas umsetzen kann. Es fällt auf, dass in den Medien «Macht»
immer negativ konnotiert ist, obwohl es auch positive Beispiele gäbe,
wie die Macht der Liebe oder die Schöpfungsmacht. In den
verschiedenen Verwaltungsräten wird Macht positiv genutzt um
gemeinsam zu guten Lösungen zu kommen. Negativ kann Macht genutzt
werden, indem ein VR Informationen zurückhält. Wissen und Information
ist Macht.

Nicola Forster, foraus-Gründer und GLP Zürich-Co-Präsident
kultiviert seinen «crazyness»-Faktor nur noch mit seiner Frisur, denn
innerlich sei er bereits alt und abgeklärt. Foraus und die von ihm
mitgegründete Operation Libero wollen auf eine neue kreative Art
Politik betreiben, und von der Seitenlinie des Spielfeld Ideen
einbringen. Als junger Politiker muss man sich mit Qualität die
Legitimität erarbeiten, Handeln zu können – vor allem in den üblichen
Gremien mit 60+ Vertretern, die sich ihrer eigenen Macht und
Wichtigkeit bewusst sind. “Fake it till you make it” ist nicht
unbedingt die Devise, aber dynamisch agil etwas bewegen, das
wahrgenommen wird.

Uneinig waren sich die Gäste über die Macht der Medien, vor allem
der Sozialen Medien und deren Manipulationsmacht. Marlis Jacot nutzt
Soziale Medien nicht, die Armee jedoch natürlich schon. Carolina
Müller-Möhl ist auf allen Kanälen aktiv, hat aber kaum Zeit dafür.
Sie empfiehlt den TED-Talk der britischen Journalistin Carole
Cadwalladr (http://ots.ch/K2NWIp) zur Rolle von Facebook beim Brexit
und wie irreführende Facebook-Anzeigen die Demokratie bedrohen.

Hermann Arnold hat mit dem ehemaligen NZZ-CEO Veit Dengler
diskutiert, wie bereits bei der Erfindung des Buchdruckes Flyer
gedruckt wurden, die Falschaussagen wie «Juden hätten Kinder getötet»
kolportierten.

Technologische Umbrüche sind immer auch gesellschaftliche
Umbrüche. Gemäss Arnold sind die Leute weder dumm noch leicht
manipulierbar, was Müller-Möhl jedoch anders sieht. Einig waren sie
sich, dass digitale Kompetenz immer wichtiger wird. Denn egal wo wir
uns bewegen, auch im Ausland, werden wir mit Botschaften und Werbung
bespielt und manipuliert.

Social Media bringt eine Neuorganisation in Gang mit «Bottom-up»
selbstorganisierten Gruppen und Netzwerkstrukturen, die ihre Macht
daraus ziehen, kleinere Gruppen zu bündeln, um dann eine grosse
Aufmerksamkeit generieren zu können.

Ein Gast im Publikum bemerkt dazu, dass heutzutage jeder mit
seinem Laptop Macht ausüben kann und diese Macht via Soziale Medien
kritisch beobachtet werden muss. Die Politik müsste hier wohl stärker
eingreifen, was sie heute nicht macht – weil das entsprechende Wissen
und die entsprechende Regulierungskompetenz noch fehlt.

Führung bewegt sich gemäss Hermann Arnold zwischen Vertrauen und
Macht. Macht kann erst ausgeübt werden, wenn man diese erhält,
entweder indem man in der Karriere hochkommt oder diese im Team
aushandelt – und so jemandem das Vertrauen schenkt, der anschliessend
die Macht ausüben kann.

Es braucht weibliche Vorbilder, denn «Seeing is believing» -Iris
Bohnet, Harvard Professorin und Verwaltungsrätin bei Credit Suissaus
zeigt in ihrem Buch «What works»
(http://scholar.harvard.edu/iris_bohnet/what-works), wie sowohl
weibliche wie männliche Mitarbeitende immer noch Männer als
Führungspersonen bevorzugen.

Fazit der neuen Regeln der Macht:

Früher hat man als Führungskraft Macht als Trophäe erhalten –
heute steckt hinter der Macht ein Mandat, das auch entzogen werden
kann. Früher war Macht an Personen gebunden, heute ist Machtausübung
komplexer (va. mit Einfluss der Soziale Medien). Die neuen Regeln
Macht bedeuten, es wird immer weniger Regeln geben, mehr natürliche
statt hierarchische Macht und ein gemeinsames Aushandeln und
Entscheiden, wer Macht erhalten soll.

Und eigentlich würde das englische Wort «Power» viel besser passen
für die Idee der Gestaltungsmacht und Vorwärtsbewegung.

Informationen zu den Podiumsgästen

Stefan Barmettler (Moderation), seit 2013 Chefredaktor der
Handelszeitung, die zu Ringier Axel Springer gehört. Er studierte
Wirtschaftsgeschichte und Volkswirtschaft, absolvierte die
Ringier-Journalistenschule und ein Postgrade-Programm.

Hermann Arnold versteht sich als Erforscher und Ermutiger neuer
Formen der Zusammenarbeit und der Führung. Er ist Mitgründer und
Präsident des Verwaltungsrates von Haufe-umantis, einem der weltweit
führenden Anbieter von Software und Expertise im Bereich Talent
Management. Gemeinsam mit Kollegen und Kunden entwickelt er neue
Ansätze für die Arbeitswelt der Zukunft. Sein Buch «Wir sind Chef»
beschreibt Erkenntnisse und liefert Anregungen für verteilte Führung
in der digitalen Transformation.

Marlis Jacot-Guillarmod ist Berufsoffizier der Schweizer Armee.
Sie war als

Projektoffizier in den beiden Armeereformen A XXI und WEA
eingesetzt, nahm eine Führungsaufgabe in der Logistikbasis der Armee
wahr und ist seit 2017 Oberst im Generalstab des Kompetenzzentrums
Fahrausbildung Armee. In ihrer Milizfunktion führte sie ein
Logistikbataillon und ist seither als Generalstabsoffizier in
verschiedenen Stäben der Armee eingeteilt. Marlis Jacot-Guillarmod
ist Mutter von zwei Töchtern.

Carolina Müller-Möhl studierte Politikwissenschaften an der FU
Berlin und der LSE. Sie absolvierte Weiterbildungen an der Harvard
Kennedy School und der Singularity University. Seit 2000 leitet und
präsidiert sie die von ihr gegründete Müller-Möhl Group. 2012
gründete sie die Müller-Möhl Foundation. Ferner nimmt sie zahlreiche
Mandate wahr, u.a. im Verwaltungsrat der NZZ, der Fielmann AG
Deutschland und im Beirat der Bertelsmann Stiftung sowie der
Universität St. Gallen. Carolina Müller-Möhl wurde 2007 vom World
Economic Forum zum Young Global Leader nominiert.

Nicola Forster, Gründer und Präsident des schweizer Thinktanks
foraus (Forum Aussenpolitik) und Co-Founder der Innovationsplattform
staatslabor sowie der Operation Libero. Er ist Co-Präsident der GLP
des Kantons Zürich und Unternehmer. @nicolaforster @foraus

Die Schweizer Kader Organisation SKO

Die Schweizer Kader Organisation SKO vertritt die
wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Interessen der
Führungskräfte in der Schweiz. Der Verband ist parteipolitisch
unabhängig. Er versteht sich als Kompetenzzentrum für Führungskräfte
aller Branchen und offeriert seinen Mitgliedern zahlreiche
Dienstleistungen in den Bereichen Weiterbildung, KarriereService,
Rechtsdienstleistung sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen.

Die Mitglieder erhalten Zugang zu einem wertvollen nationalen und
regionalen Kontakt- und Beziehungsnetzwerk. Die SKO hat Tradition und
Gewicht: 1893 als «Schweizerischer Werkmeister-Verband» gegründet,
zählt sie heute gegen 12’000 Mitglieder, und ist seit 2009
Vollmitglied der CEC European Managers, des Dachverbandes aller
europäischen Kaderverbände, mit Sitz in Brüssel. Als 8. NPO und als
1. Berufsverband in der Schweiz ist die SKO seit 2005 nach dem
«NPO-Label für Management Excellence» zertifiziert, herausgegeben von
SQS und des Verbandsmanagement Instituts VMI der Universität
Fribourg. www.sko.ch

Kontakt:
Rückfragen
Jürg Eggenberger, Geschäftsleiter
Schweizer Kader Organisation SKO
T +41 43 300 50 50
j.eggenberger@sko.ch

Schweizer Kader Organisation SKO
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